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Erfahrungsbericht

„Digitalisierung ist die Zukunft!“

Im Gepräch mit SIBE-Studentin Delila Taranin, Projektgebendes Unternehmen während des Studiums: Deutsche Telekom AG, Programm: M.Sc. in International Management

Ich arbeite sozusagen als Forscherin im Unternehmen.

Erststudium: Business Psychology
Kurs: SMM156
Abschlussjahr: 2017

Können Sie zu Beginn kurz erzählen, in welchem Unternehmen Sie derzeit arbeiten? Wann haben Sie dort angefangen und was sind Ihre Aufgaben?

Ich arbeite seit Oktober 2015 bei der Deutschen Telekom AG und habe als Studentin im M.Sc. in International Management an der SIBE angefangen. Wir beraten Führungskräfte im Unternehmen bei allen strategischen Personalbelangen. Zum Beispiel bei der Frage, wie man Low Performer entwickeln kann, oder auch, wie ich einen besonders engagierten Mitarbeiter fördern kann. Es geht auch um die Steuerung personalwirtschaftlicher Prozesse und die Beratung bei arbeits- und sozialrechtlichen Fragen, denn da haben Führungskräfte nicht automatisch eine hohe Expertise. Die Idee der HR Business Partner als strategischem Partner wurde 1997 von dem Professor Dave Ullrich entwickelt, damit Personaler einen gewinnbringenden Beitrag zur Wertschöpfungskette leisten, und dieses Thema ist seit vielen Jahren in der Telekom etabliert. Davor hatten Personaler teilweise ein schlechtes Image: Sie wären lediglich eine teure operative Supportinstanz statt geschätzter und gleichberechtigter Berater für Manager.

 

Ich bin in erster Linie für PMO Tätigkeiten in Pan IP verantwortlich. Um zum führenden Europäischen Telekommunikationsanbieter zu werden, entwickelt die Deutsche Telekom ein europaweites Produktionsmodell mit neuer IP basierter Infrastruktur an. Das tun wir, um mit den Over the Top Playern wie Google, Skype oder Amazon Schritt halten zu können.

Ich unterstütze die Projektleitung beim Schnüren von Arbeitspaketen. Weitere Aufgaben: Ich trage zur Projektstellenbesetzung und -vermarktung innerhalb Pan IP in elf Europäischen Ländern bei. Zudem erstelle ich Präsentationen, erhebe Personalmanagement-Kennzahlen und Statistiken beispielsweise zu Beschäftigungsraten im Projekt. In unserem Projekt haben wir Mitarbeiter mit raren Skills, die auch bei Wettbewerbern gefragt sind. Daher leite ich angemessene Personalbindungsstrategien ab, damit diese Mitarbeiter sich bei uns wohl fühlen und weiterhin einen Beitrag zum Projekterfolg leisten. Insgesamt sind in dem Projekt etwa 600 Leute beschäftigt, deren Involvierung im Projekt zwischen 5% und 100% liegt gegenüber ihrer Arbeit in der Linie.

Wieso haben Sie sich für ein Projekt im Bereich Digitalisierung entschieden? Was reizt Sie an diesem Thema?

Digitalisierung ist in aller Munde. Gerade von einem führenden Information and Communication Technology (ICT) Unternehmen wie der Telekom wird erwartet, dass sie in den entscheidenden Geschäftsfeldern wie IOT, Netzwerkvirtualisierung, Cloud Computing, Robotics, Artificial Intelligence, Virtual Reality oder Augmented Reality nicht nur mitmischen, sondern Impulse geben und neue Maßstäbe setzen.

Technologische Durchbrüche bewirken Wandel und Paradigmenwechel in allen Unternehmensbereichen, auch auf der Ebene der Zusammenarbeit. Ich untersuche im Zuge meiner Masterarbeit, ob unsere Art der Zusammenarbeit, die ICT Tools und die Qualität unseres digital leaderships state of the art sind damit konform gehen mit unserem Verständnis für zeitgenössische Literatur und Expertenmeinungen aus Interviews. Im weiteren Schritt prüfe ich, was es ggf. noch braucht, um führend auf dem Gebiet zu sein.

Es gibt demnach keine Wahl für oder gegen digitale Transformation, sondern es ist die Zukunft! Viele spannende Jobs gehen in diese Richtung und haben zum Ziel, das Leben der Menschen zu bereichern und zu erleichtern! Es ist besser, driver und disruptor zu sein als gedriven zu sein – wenn diese Welle kommt, würde ich die surfen. Man sollte proaktiv mitgestalten und das als Chance sehen, anstatt dem furchtvoll entgegenzublicken.

Was macht Ihnen an Ihrem Projekt besonders viel Spaß? Wo liegen Herausforderungen?

Ich arbeite in einem tollen Team, das interdisziplinär ist. Die HR Business Partner haben alle verschiedene Backgrounds: von Ingenieuren, Juristen und HR Controllern bis hin zu Psychologen. Meine Kollegen sind alle hochmotiviert, egal wie hoch die Projektauslastung ist. Das Team federt den Workload gemeinsam ab. Außerdem gefällt mir, dass es ein internationales Projekt ist. Das ist aber gleichzeitig auch eine Herausforderung: In Pan IP sind zwölf verschiedene Tochtergesellschaften im Europäischen Ausland involviert. Das sind Kollegen, die unabhängig sein wollen und als Individuum operieren wollen, statt lediglich als eine Erweiterung vom Mutterkonzern. Das stellt uns vor Herausforderungen. Manchmal clashen die Kulturen. Da wir da international unterwegs sind, arbeiten wir im virtuellen Umfeld und unsere Arbeitsweisen und Unternehmenskulturen differieren von Mensch zu Mensch und Land zu Land. Beispielsweise schlägt sich das in der Hierarchiekultur oder Arbeitsdisziplin nieder. Um seine Themen voranzutreiben, braucht es Beharrlichkeit und Biss. Es passiert schnell, dass Meetings verschoben werden. Ob jeder in einem länderübergreifendem Call immer voll bei der Sache ist ist oder sich stummschaltet und nebenher E-Mails beantwortet, kann man nicht immer beeinflussen. Dennoch ist die Zusammenarbeit mit ausländischen Kollegen sehr bereichernd, nicht zuletzt wegen ihrem tollen Humor.

Inwieweit unterstützt Sie das Studium an der SIBE bei Ihrem Projekt? Wo liegt der Mehrwert für Sie und für Ihr Unternehmen?

Ich arbeite sozusagen als Forscherin im Unternehmen. Diese Aufgabe wurde mir von Anfang von meinem Business Mentor ans Herz gelegt: Du bist das Guckloch zur Wissenschaft und wir erwarten, dass du uns regelmäßig mit neuen Insights und Trends aus dem Markt versorgst – zum Beispiel, indem ich mal eine kleine Session von 5-10 Minuten im Team-Meeting zu Themen aus der Uni integriere. Manchmal ist man so vertieft in sein Daily Business, dass aktuelle wirtschaftliche und wissenschaftliche Aspekte zu kurz kommen. Als Student ist man da näher am Geschehen und bringt frische Impulse. Ich schlage die Brücke zwischen beiden Welten, indem ich die entscheidenden Transferleistungen erbringe.

Sie haben im Erststudium Business Psychology studiert. Würden Sie das Studium anderen Psychologen empfehlen? Wenn ja, warum?

Ich finde, dass das Programm International Management auch Berührungspunkte mit meinem Erststudium Business Psychology hat, zum Beispiel beim Thema Kompetenzentwicklung. Ich bin rückblickend ausgesprochen froh, mich für das Studium an der SIBE entschieden zu haben und kann es ohne Einschränkung weiterempfehlen!

Meine oberste Chefin Frau Claudia Nemat ist Physikerin, meine beiden Chefinnen darunter sind Psychologinnen. Ich finde, dass Psychologen ein gewisses Gespür für Menschen mitbringen. Durch ihre Empathie haben sie Antennen dafür, wie Menschen ticken, da sie sich mit Konstrukten wie Leistung, Motivation, Zufriedenheit und menschlichen Bedürfnissen auskennen. Gerade im Personalbereich ist es von Vorteil einen psychologischen Hintergrund zu haben, etwa bei der wissenschaftlichen Konzeption und Bewertung von Mitarbeiterbefragungen entlang psychologischer Gütekriterien: Objektivität, Validität und Reliabilität. Auch eine Führungskraft muss schnell ein Gefühl für Stärken und Schwächen der Mitarbeiter entwickeln und wie man diese am besten im Unternehmen einsetzt

Wo sehen Sie Ihren weiteren beruflichen Werdegang?

Mit den neuen spannenden Einblicken des beratungsähnlichen Gebiets des HR Business Partnering im Gepäck, möchte ich gerne nach Studienabschluss im Consulting Fuß fassen. Es bietet eine steile Lernkurve und attraktive Karriereperspektiven. Obwohl ich jemand bin, der gern anpackt, reizt mich die wissenschaftliche Heranführung an komplexe Probleme in der Beratung – von der Hypothesenbildung bis hin zum Ableiten möglicher Lösungsszenarien und der Formulierung von konkreten Handlungsempfehlungen für das Management.