„Erfolgreiche Digitalisierung? – gibt es bisher nicht.“ beginnt Benjamin Hermann, Geschäftsführer des Startups „Zoi“, seinen Vortrag. Die Aussage des SIBE-Alumnus bezieht sich auf den Titel der abendlichen Veranstaltung „Erfolgreiche Digitalisierung von Unternehmen am Beispiel der Digital Customer Journey“. „Digitalisierung ist heutzutage ein Trendbegriff, wie es zu den Anfängen der CD das Wort „Multimedia“ war“ sagt der Unternehmer. Er verwendet im weiteren Verlauf seiner Präsentation daher den Begriff „digitale Transformation“. Digitale Transformation, weil es für Unternehmen unerlässlich ist, sich aufgrund der Digitalisierung zu verändern. Eine Veränderung, die nach Ansicht von Benjamin Hermann vor allem eines sein muss: ganzheitlich. Unternehmen, die das Thema Digitalisierung outsourcen oder in Tochterunternehmen ohne eigenständiges Geschäftsmodell verpacken, werden die Digitalisierung nicht erfolgreich bestreiten, da keine digitale Transformation stattfindet, lautet Benjamin Hermanns These. „Die digitale Transformation muss in der Kultur stattfinden“ sagt der Unternehmer. Sie muss durch die gesamte Unternehmenskultur hinweg sichtbar und damit durchgängig sein.
Durchgängigkeit, die Benjamin Hermann auch in Hinsicht auf die Customer Journey, sei sie analog oder digital, als kritischen Erfolgsfaktor wahrnimmt. Dem Kunden müsse während jeder Berührung mit dem Unternehmen im Laufe der Customer Journey ein einheitliches Gefühl zum Produkt oder der Leistung vermittelt werden. Jeder Berührungspunkt im Verlauf der Customer Journey hat jedoch seine eigenen Bedingungen. So sind einige von ihnen für das Unternehmen zu verwalten, während andere verdient werden müssen. Benjamin Hermann vergleicht die (Digital) Customer Journey mit einem Wanderweg im Gebirge, an dessen beiden Seiten ein steiler Abhang und an dessen Ende ein helles Licht liegt. Ein Weg, der an das ersehnte Ziel führt, den man bei einer falschen Bewegung jedoch verlassen und dadurch den Hang herunter in den Abgrund stürzen kann. Die Auslöser für dieses Herabfallen in den Abgrund können verschiedene Touchpoints sein, z.B. die sozialen Medien. Dort sind die Entwicklungen oft unvorhersehbar und die Wahrnehmung eines Unternehmens in der Öffentlichkeit kann sowohl positiv, als auch negativ stark beeinflusst werden.
Aufgrund dieser kritischen Berührungspunkte sollen Unternehmen ihre Ressourcen bewusster investieren. So können laut Benjamin Hermann viele Touchpoints automatisiert oder durch Automatisierung unterstützt werden. Die Marketing-Automation ist einer der Faktoren, die der Startup-Gründer als relevant ansieht, um die Herausforderung der Digitalen Customer Journey erfolgreich zu bewältigen. Benjamin Hermann sagt, dass in Zukunft jeder zumindest ein Grundverständnis von informationstechnologischen Vorgängen haben werden muss. Im Gegensatz dazu müssen viele Aufgaben jedoch nicht mehr selbst übernommen werden, da sie zukünftig automatisiert werden können. Für den SIBE-Alumnus ist daher offensichtlich, dass vor allem der Umgang mit Digitalisierung und auch die Führung in einer digitalisierten Arbeitsumgebung in Zukunft immer wichtiger werden. Nicht jeder Mensch muss Informatik oder verwandte Fächer studieren, die grundlegenden Vorgänge sollten jedoch verstanden und deren Management – „Digital Leadership“ – sollte erlernt werden.
Die Zoi GmbH:
Die Zoi GmbH ist eine IT-Beratung, die im Juli 2017 in Folge einer Ausgliederung, aus der ITM Beratungsgesellschaft mbH, gegründet wurde. Mit anfänglich 20 Mitarbeitern schaffte es das Gründerteam, unter ihnen SIBE-Alumnus Benjamin Hermann, innerhalb von 17 Monaten drei Standorte aufzubauen.
Die Mission der Zoi GmbH ist es, IT-affine Personen aus- und weiterzubilden und mit Hilfe dieser qualifizierten Mitarbeiter Unternehmen bei ihren technologischen Herausforderungen zu unterstützen. „Wir erschaffen den nerdigen Arbeitgeber für die Region. Weil wir keinen vergleichbaren Arbeitgeber gesehen haben“ sagt Benjamin Hermann über Zoi. “Wir bewegen uns in der technologischen und kulturellen Lücke zwischen Enterprise-IT und neuer Technologien unter anderem aus der Public Cloud. Diese Lücke schließen wir gemeinsam mit unseren Kunden.”
Heute beschäftigt die Zoi GmbH 75 Mitarbeiter und zählt einige der größten Unternehmen Deutschlands zu ihren Kunden. Um ihrer Mission nachkommen zu können legen die Geschäftsführer der Zoi GmbH viel Wert darauf, dass ihre Mitarbeiter sich am Arbeitsplatz wohlfühlen und frei entfalten können. Den Mitarbeitern steht beispielsweise die Wahl ihres Arbeitsstandortes weitestgehend frei. Außerdem können sie ihre Arbeitszeit flexibel gestalten und einen Anteil dafür zu nutzen, neue Technologien auszuprobieren. Der Erfolg gibt dieser Strategie bisher Recht. „Bis letzten Monat hatten wir eine Mitarbeiterfluktuation von 0%“ sagt Benjamin Hermann. Ein Wert, der vor allem in Startups der Technologiebranche positiv hervorsticht.
Hintergründe zum Artikel:
Am 22. November 2018 organisierte die SIBE in Kooperation mit der Zoi GmbH eine Abendveranstaltung zum Thema „Erfolgreiche Digitalisierung von Unternehmen am Beispiel der Digital Customer Journey“. Anmelden konnten sich für das Event im Hauptsitz der Zoi GmbH in Stuttgart Bad-Cannstatt, alle Interessierten, darunter Studierende, Absolventen und Dozenten der SIBE, sowie Business Mentoren aus den Partnerunternehmen.
Auf eine kurze Einführung von Prof. Dr. Stefanie Kisgen, Geschäftsführerin der SIBE, folgte eine Präsentation von Benjamin Hermann, SIBE-Alumnus und Geschäftsführer der Zoi GmbH. Er lieferte im Vortrag Impressionen zur Entwicklung seines Unternehmens in den ersten 17 Monaten nach der Gründung und stellte eindrucksvoll das Thema „Digital Customer Journey“ und dessen kritischen Erfolgsfaktoren vor. Die Zuhörer konnten anschließend Fragen zur Präsentation und den Erfahrungen des Referenten stellen, bevor das Networking und der informelle Teil des Abends begannen.