Die School of International Business and Entrepreneurship (SIBE) der Steinbeis-Hochschule Berlin und die Arbeitsagentur Karlsruhe-Rastatt haben am 20. Juli 2017 in den Räumen der Arbeitsagentur gemeinsam eine Bewerberbörse für Geflüchtete mit erstem Hochschulabschluss organisiert. Durch die Bewerberbörse, die bereits die vierte ihrer Art ist, sollen Geflüchtete, die bereits mit einem ersten Hochschulabschluss nach Deutschland gekommen sind, möglichst schnell in den deutschen Arbeitsmarkt integriert werden. Auf diese Weise wirkt das Modell auch dem Fachkräftemangel in Deutschland entgegen. Die SIBE, die zur Steinbeis-Hochschule Berlin gehört, vermittelt bereits seit 1995 Fachkräfte in die Wirtschaft und konnte seit 1995 Erfahrungen mit verschiedenen Studien- und Integrationsmodellen sammeln. Ein erster Kurs, in dem Geflüchtete in einem berufsintegrierten Management-Studiengang an der SIBE studieren und zugleich in Vollzeit in Unternehmen der Region angestellt sind, ist im April gestartet. Schirmherrin der Initiative ist Katrin Schütz, Staatssekretärin im Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau des Landes Baden-Württemberg.
Der Leiter der Arbeitsagentur Karlsruhe-Rastatt, Ingo Zenkner, ist froh über die Bewerberbörse in seinem Haus. Denn in der Region herrscht Vollbeschäftigung und aufgrund der guten Konjunktur hätten die Unternehmen der Region einen anhaltenden und nur schwierig zu deckenden Bedarf an qualifizierten Mitarbeitern. Viele Potenziale seien hier schon ausgeschöpft und so sei der Ansatz der SIBE, Geflüchtete über ein berufsintegriertes Hochschulstudium in den Arbeitsmarkt zu integrieren, eine sinnvolle neue Option. Durch das Perspectives-Programm entstehe daher eine Win-Win-Situation: Die Unternehmen finden neue, gut qualifizierte Mitarbeiter und die Teilnehmer einen guten Arbeitsplatz, der ihnen langfristig eine Perspektive bietet. Durch den Management-Studiengang, den die Teilnehmer zusätzlich absolvieren, machen diese sich für die Arbeitgeber noch zusätzlich attraktiv.
Einer der Teilnehmer ist Mohammad Shtiwi. Der 30-jährige Syrer hat in seiner Heimat ein Studium in Maschinenbau und Energietechnik abgeschlossen. Als er in Syrien zum Militärdienst eingezogen werden sollte, floh er auf der Mittelmeer-Route über Algerien, Libyen und Italien nach Deutschland. Seit drei Jahren wohnt er nun in Deutschland und er hat in dieser Zeit fließend Deutsch sprechen gelernt. Im Rahmen des Programms der SIBE nimmt er an einem Bewerbungscoaching teil, in dem es beispielsweise um die Frage geht, wie Bewerbungsunterlagen in Deutschland gestaltet sein sollten und wie er sich auf ein Vorstellungsgespräch in Deutschland am besten vorbereitet. Mohammad Shtiwi hofft, bei der Bewerberbörse einen neuen Arbeitgeber zu finden. Denn die Weichen für die Zukunft werden jetzt gestellt, wie er sagt. Und die Chancen stehen nicht schlecht, denn bei der Bewerberbörse hat er gleich drei Vorstellungsgespräche.
Eines der Unternehmen, das an der Bewerberbörse teilnimmt, ist die Nypro HealthCare GmbH mit Sitz in Knittlingen, die sich auf die Entwicklung und Produktion medizinischer Kunststoffteile spezialisiert hat. Der Personalleiter Sebastian König berichtet von den Schwierigkeiten, qualifizierte Fachkräfte zu finden. Bei der Bewerberbörse spricht ihn an, dass er nicht nur Stellen besetzen, sondern gleichzeitig mit der Einstellung eines Geflüchteten etwas Gutes tun kann. Nach insgesamt vier Vorstellungsgesprächen ist er angetan von der hohen Qualität der Bewerber.
Im Anschluss an die Vorstellungsgespräche wurden die Unternehmen und Bewerber gebeten, sich gegenseitig zu priorisieren. Bei Übereinstimmungen werden Unternehmen und Bewerber in den nächsten Wochen zusammengeführt.
Die nächsten Kursstarts für den berufsintegrierten Management-Master (M.A./MBA(USA)) finden im August und im Dezember 2017 statt.
Interessenten (Geflüchtete oder Unternehmen), die gerne an dem Programm teilnehmen möchten, melden sich bitte unter perspectives@steinbeis-sibe.de oder bei Carolina de Rezende Vaz da Costa unter 07032/945860.